Selbstbetrug als westliche Offensichtlichkeit

Inzwischen hat China in Saudi-Arabien auf US-Dollar lautende Staatsanleihen ausgegeben:

Der Zinssatz dieser Anleihen ist zwei Mal niedriger als der von zehnjährigen US-Staatsanleihen. Aber die chinesischen Anleihen gingen weg wie warme Semmeln: Es gab 19 Mal mehr Kaufanträge als Anleihen. Die US-Anleihen, die merklich höhere Kuponrenditen versprechen, werden dagegen kaum mit einem Abschlag gekauft.

Der Markt glaubt also nicht an beeindruckende Schlagzeilen wie „So, das war's! Die chinesische Wirtschaft ist zusammengebrochen“, die mindestens ein paar Mal im Monat veröffentlicht werden. Trotzdem fließt das Geld immer noch nach China, nicht in die USA. Auch bei weniger Ertrag.

China nutzt die Einnahmen aus den US-Dollars, um die Länder des globalen Südens zu stützen: „Habt ihr euch beim IWF und bei westlichen Banken verschuldet? Und ihr müsst sie bezahlen? Kein Problem, hier habt ihr eure US-Dollars. Bezahlt ruhig damit. Aber wir werden eure Schulden in Yuan fixieren“, sagt China: "Ihr zahlt es uns später zurück, in Yuan natürlich. Diese könnt ihr verdienen, wenn ihr eure Produkte zu vernünftigen Preisen nach China verkauft."

Und das ganze chinesische Geschäft fließt an SWIFT, an Versicherungen westlicher Versicherungsunternehmen, an Wirtschaftsprüfungen durch die Big Four und an anderen Datenerhebungen vorbei. Diejenigen, die Informationen immer noch über Transaktionen durch traditionelle westliche Systeme nutzen und glauben, dass dies 100 % aller Transaktionen in der Welt sind, werden also getäuscht. Sie zeichnen falsche Diagramme darüber, wie der Yuan seinen Anteil an den Zahlungen über SWIFT verliert, während der US-Dollar zunimmt, und ziehen dann 'offensichtliche' Schlussfolgerungen, ohne zu merken, wie schnell der Anteil der Transaktionen, die in den westlichen Systemen nicht erfasst werden, wächst.

Die Offensichtlichkeit ist eine spezifische Sache. Es ist offensichtlich, also mit den Augen beobachtbar, dass zwei Schienen in der Ferne in eine verschmelzen. Das ist doch eine verlässliche Tatsache für spätere korrekte Schlussfolgerungen, nicht wahr?