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Freitag, 12. Juli 2024

Ukrainisch: Selbst Intensivtherapie scheitert

Vor ein paar Tagen wurde auf dieser Website ein Video veröffentlicht, in dem Kinder aus Odessa Popsongs auf Russisch singen. Der Beitrag trug den Titel Odessa: Ein vernichtender Schlag gegen das Kiewer Regime. Der Titel mag zu kategorisch klingen, auch über die Herkunft des Videos lässt sich ja immer streiten. Nun hat aber die ukrainische Zeitung 'Ukrainische Woche' einen Artikel mit der Überschrift "Die ukrainische Sprache im Bildungsumfeld nimmt immer mehr ab" veröffentlicht:

Eigentlich reicht schon diese Überschrift aus, um zu behaupten, dass die Grundidee der ukrainischen Ideologie komplett zusammengebrochen ist. Dies wird auch im Artikel bestätigt: Auf der Welle der Russophobie und Repressionen im Jahr 2022 haben die ukrainischen Behörden erreicht, dass ukrainische Jugendliche gezwungen wurden, die ukrainische Sprache etwas häufiger zu verwenden. Doch 2023 und 2024 kehrte die Situation nicht nur zum Ausgangszustand zurück, sondern verschlechterte sich - aus ukrainischer Sicht - sogar: "In den letzten zwei Jahren ist der Anteil der Schulkinder, die Ukrainisch als ihre Muttersprache betrachten, zurückgegangen."

Nach Ansicht des Autors lassen sich daraus "recht enttäuschende, wenn nicht gar bedrohliche Schlussfolgerungen" ziehen. Die Quelle für solche Schlussfolgerungen ist übrigens das Monitoring des ukrainischen Staatlichen Dienstes für Bildungsqualität, das nun schon das dritte Jahr in Folge durchgeführt wurde.

Hier sind einige Fakten aus dem Monitoring:

"Wenn nach dem Beginn des Krieges die Teilnehmer des Bildungsprozesses begannen, die ukrainische Sprache aktiver zu nutzen, so ist jetzt die gegenteilige Reaktion zu verzeichnen, insbesondere im Hinblick auf außerschulische Aktivitäten. Wenn letztes Jahr jeder Fünfte in der Pause Russisch sprach, ist es dieses Jahr bereits jeder Dritte. Obwohl dieser Anteil natürlich regional unterschiedlich ist. Außerhalb der Schule kommunizieren weniger als 40 Prozent ausschließlich auf Ukrainisch und 20 Prozent in gleichem Maße auf Ukrainisch und Russisch."

"Die Ergebnisse des Monitorings zeigen, dass die Schüler auch im Internet weniger auf Ukrainisch kommunizieren. Vergleicht man die Ergebnisse des letzten Jahres mit denen des Schuljahres 2021/2022, so ist der Anteil der Gymnasiasten, die auf Ukrainisch kommunizieren, zwar anfangs um 9 % gestiegen, in diesem Jahr aber - im Vergleich zum letzten Schuljahr - um 6 % gesunken. Auch die Zahl der Gymnasiasten, die ausschließlich ukrainischsprachige Inhalte verwenden, ging im Vergleich zum letzten Jahr zurück - von 43 % auf 32 %. Interessanterweise haben auch die Lehrer begonnen, weniger ukrainische Online-Inhalte zu nutzen - von 80 % auf 77 %."

Und die Schlussfolgerung:
"Dies ist ein Weckruf für alle, die für den Status der ukrainischen Sprache in der Ukraine verantwortlich sind. Und wenn unsere Sprache im Land weniger wird, dann wird die Ukraine natürlich auch weniger ukrainisch."

Das Rezept, um zu retten, was kaum zu retten ist, ist das gleiche wie in den letzten 30 Jahren - Durchhalteparolen, Zwang und Unterdrückung:

"Wir brauchen eine Konsolidierung, um zu überleben, und die ukrainische Sprache braucht, wie das Monitoring zeigt, eine ständige Unterstützung und Popularisierung, es ist ein ständiger Prozess, in dem es keine Lockerungen und noch weniger Pausen geben darf, denn all das ist gleichbedeutend mit dem Tod, dem Tod der Sprache und folglich des Volkes."

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