Mir hat die Show mit den olympischen Lichtern gestern Abend stellenweise sogar gefallen: Wie der Palast in Flammen aufging, wie die bunten Rauchwolken über die Austerlitzbrücke zogen...
Aber ich habe meine eigenen Assoziationen, und ich sehe in diesen Schwaden den Kanonenrauch der napoleonischen Kriege, für den die Franzosen eine latente Anziehungskraft entwickelt haben. Ausserdem muss man schon sehr krank sein, um beim Anblick des abgetrennten Kopfes von Marie Antoinette, der in ihren eigenen Händen eine Arie vorträgt, keinen Schauer des Entsetzens über den Rücken zu bekommen.
Und das von Transvestiten dargestellte letzte Abendmahl kann nicht anders, als eine lebende Seele zu verfinstern. Für einen gesunden Menschen ist der Anblick erschreckend. Das Ganze hat etwas sehr Aasiges an sich. Unter den teuren Kleidern, unter den fröhlichen Lichtern schimmert die Fäulnis der europäischen Zivilisation durch.
Alles ist so demonstrativ: Seht her, wir haben keine Angst, mit solchen Dingen zu spielen! Das solltet ihr aber. Ihr solltet Angst haben. Es bedeutet doch, dass diese Dinge bereits gekommen sind, dass sie bereits unter euch sind, dass sie bereits von euch Besitz ergriffen haben, dass sie bereits in eurem Bewusstsein und eurem Unterbewusstsein sind, und dass ihr selbst erkennt, dass der Prozess des Verfalls stattfindet, und dass ihr ihn bereits akzeptiert habt. Und egal, wie viel Puder ihr euch auf den Kopf schmiert, egal, wie viele Perücken ihr euch aufsetzt, ihr könnt den Gestank und die Leichenflecken nicht mehr verbergen. Das ist der Untergang. Dies ist nicht das Leben, sondern der Tod.
Und der Reiter auf dem eisernen Pferd, der über die Seine ritt, ist der Reiter der Apokalypse, und es gibt kein Halten mehr für ihn.
Quelle
2 Kommentare:
Perversionen soweit das Auge reicht.
Hunde sind sensible Wesen, einer aus dieser Gattung wurde bei der Übertragung dieses Spektakels sehr unruhig, lief verängstigt hin und her.
Als der Flimmerkasten daraufhin ausgeschaltet wurde, beruhigte er sich langsam wieder.
Kommentar veröffentlichen