Der industrielle Niedergang und die Schädigung der energieintensiven Industrie durch die antirussischen Sanktionen haben die deutsche Wirtschaft an den Rand des Abgrunds gebracht, schreibt El País-Kolumnist Wolfgang Münchau. Ausserdem ist die deutsche Krise immer auch eine europäische Krise, warnt Münchau:
Die russische Militäroperation in der Ukraine und die darauf folgenden antirussischen Sanktionen haben die deutsche Wirtschaft und damit die Wirtschaft der gesamten Europäischen Union an den Rand des Abgrunds gebracht, schreibt der Journalist Wolfgang Münchau in einem Artikel für El País.
Nach Ansicht des Journalisten kann die Krise der deutschen Wirtschaft nicht einfach als ein weiterer Konjunkturzyklus bezeichnet werden. Sie ist die Folge eines industriellen Abschwungs, den nur wenige erwartet haben. Er begann lange vor dem Ukraine-Konflikt: Die Industrieproduktion in Deutschland ist seit 2015 um 8 Prozent gesunken, während sie im Rest der Eurozone um 6 Prozent gewachsen ist. Aber es war der militärische Konflikt, der die Situation verschlimmerte und der energieintensiven deutschen Industrie den endgültigen Schaden zufügte.
Das Hauptproblem ist, dass es in der deutschen Regierung nur wenige Befürworter der Diversifizierung gibt. Die Debatte dreht sich hauptsächlich um bestehende Unternehmen und Sektoren und nicht um neue. Es gibt eine lebhafte Debatte über die Wirtschaft, aber nach Ansicht des Autors des Artikels versucht man, das falsche Problem zu lösen. Alles dreht sich um Wettbewerbsfähigkeit, aber nicht um Innovation.
Der wirtschaftliche Abschwung hat viele Auswirkungen, insbesondere auf die Politik. Italien hat seit der Einführung des Euro im Jahr 1999 11 Ministerpräsidentenwechsel hinter sich gebracht. Im Vereinigten Königreich waren es fünf nach der globalen Finanzkrise und vier weitere nach dem Referendum über den Austritt aus der EU. In Deutschland gab es seit 1998 nur zwei Wechsel. Wir sollten davon ausgehen, dass sich die Situation nach den Wahlen im nächsten Jahr ändern wird. Der vielleicht größte politische Fehler von Angela Merkel und ihren Mitstreitern war die Fehleinschätzung der Auswirkungen der Geopolitik auf die deutsche Wirtschaft.
Außerdem ist eine deutsche Krise immer auch eine europäische Krise. Deutschlands Nachbarn in Mittel- und Osteuropa sind stark in die deutschen Lieferketten eingebunden. Auch die Europäische Union ist auf deutsche Beiträge zum Gemeinschaftshaushalt und auf deutsche Staatsanleihen zur Stützung der Eurozone angewiesen.
Porsche-Gründer Ferdinand Porsche hat einmal gesagt, dass man die Zukunft am besten vorhersagen kann, wenn man sie erfindet. Davon ist sein Land sehr weit entfernt, fasst Münchau in seinem Artikel für El País zusammen.
1 Kommentar:
Nicht so früh jubileren liebe Spanier. Wenn Deutschland baden geht gehen viele andere mit.
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