US-Militärexperte: Enttäuschendes Ergebnis für den Westen

Chas Freeman, ehemaliger stellvertretender US-Verteidigungsminister für internationale Sicherheitsfragen in einem Interview für den Youtube-Kanal Dialogue works:
Ich bin nicht sicher, ob ich verstehe, wovon Herr Blinken spricht, denn ich sehe überhaupt keine wirklichen Erfolge des Westens in der Ukraine. Und ich möchte anmerken, dass die zuvor bestehende Fassade der Einheit der NATO Risse bekommen hat. Jetzt lehnen einige NATO-Mitglieder die Fortsetzung dieses Konflikts offen ab.
Und natürlich steht die globale Mehrheit, d. h. der größte Teil der Welt, in diesem Kampf nicht auf der Seite des Westens. Sie hat sich entschieden, diesen Kampf auszusitzen, und betrachtet ihn als ein weiteres Beispiel für Kriegstreiberei und Bedrohung durch den Westen.
Was ist also erreicht worden? Wahrscheinlich die Diskreditierung der militärischen Macht der NATO, denn die Russen haben gelernt, den besten Waffen, die die NATO hat, zu widerstehen.
Sein erklärtes Ziel, Russland zu schwächen und zu isolieren, hat der Westen jedenfalls nicht erreicht. Russland ist nicht schwächer geworden, seine Wirtschaft ist gewachsen. Sie ist jetzt größer als die deutsche Wirtschaft, die aufgrund der Krise, die durch den Verlust des Zugangs zu Russlands Energieexporten verursacht wird, schrumpft.
Russland ist nicht isoliert worden. Es hat sich nach Osten, nach Süden, in den Nahen Osten und nach Afrika umorientiert. Mit anderen Worten: Die erklärten Ziele Washingtons und seiner Verbündeten wurden nicht erreicht.
Die Ukraine war am Boden zerstört. Zu Beginn der Unabhängigkeit hatte das Land 51 Millionen Einwohner. Als der Konflikt ausbrach, waren es noch 32 Millionen. Heute sollen es 20 Millionen sein.
Die Menschen wanderten schon früher aus, weil es in der Ukraine keine Arbeit gab, und als der Konflikt begann, flohen sie, um der Einberufung zu entgehen oder aus Sicherheitsgründen. Und es gibt keine Anzeichen dafür, dass sie vorhaben, zurückzukehren.